Auch die Heraldik als Vermittler von Geschichtsbewusstsein ist betroffen von aktuellen Themen. Insofern rein vorsorglich Überlegungen geboten wäre, um nicht übereifrig die Geschichtsbücher umschreiben bzw. kommunale Wappen umdeuten zu müssen.
Der Mohr oder die Möhrin sind Motivgeber für zahlreiche Wappen, auch deutscher kommunaler Wappen. Und die Frage, ob diese Benennungen nun diskriminierend oder gar rassistisch sind, steht auch hier im Raum.
Wir meinen ganz klar NEIN, weil das Wort Mohr ursächlich aus ethnischer Sichtweise der Herkunft bzw. Abstammung geschuldet ist, und diese zu leugnen, kann nicht die Lösung sein. Insofern kann Ethnizität, also ein geschichtlicher, sozialer und kultureller Vorgang nicht in Frage gestellt werden.
Plausibel ist, dass das Wort Neger als Benennung für Farbige oder Schwarze als herabwürdigend empfunden wird, insofern als auch der verwandte oder abgeleitet amerikanische Ausdruck Nigger als Schimpfwort gilt. Dass das Umdenken und Begreifen oder auch die Einsicht und Notwendig dieser nunmehr sprachlichen Veränderung seine Zeit braucht, ist einem Lernprozess geschuldet, dem sich beide Seiten in gegenseitiger Reflektion und Respektnahme verpflichtet sind.
Überhaupt nicht akzeptabel ist eine Geschichtsumschreibung und Verleumdung, insofern auch Wappeninhalte im Sinne einer geschichtlichen Deutung gleichermaßen als Mahnung oder Verherrlichung interpretiert werden sollten und die Botschaft so wesentlich nachhaltiger ist, als eine Pressemitteilung über versenkte Statuen.
Es gilt auch nicht, einzelne Wappenelemente für sich ganz nach belieben zu deuten oder aus politischem Eifer geschichtlich begründete Inhalte auszublenden.
Auch die Kolonialisierung kann nicht rückwirkend ungeschehen gemacht werden, in dem man Wörterbücher umschreibt. Umso berechtigter und schon lange überfällig scheint mir da die Bewegung #BlackLivesMatter der Ungerechtigkeit geschuldet, welche Schwarze und auch andere Farbige seit je her erfahren müssen.
Es ist Zeit im Sinne von All Lives Matter, alle Diversität bei Menschen auch Wort und Schrift diskriminierungsfrei anzuwenden.
Auch kann man keinen Straßen-, Unternehmens- oder Nachnamen in Abrede stellen, so auch die Gerichte sich nicht immer eindeutig erklären, in welchem Zusammenhang das M- oder N-Wort nun benutzt werden kann oder darf.
Schwarz und weiß ja eigentlich gar keine Farben sind und sich allenfalls aus den Farbsystemen RGB und CMYK ergeben, technisch gesehen und sich triadisch, analog oder komplementär nur in Farbakkorden unterscheiden, einerseits. Anderseits sich gleichermaßen jene mit dunkler und heller Tönung oder Schattierung nun eifrig zwischen farbig und weiß zu unterscheiden versuchen. Man sich doch einfach einheitlich auf farbig einigen sollte. Gleichwohl sich auch die politische Landschaft daran orientieren könnte.
Zurück zum Mohr.
Motive von Mohren bebildern auch Wappen auf der ganzen Welt. Gleichermaßen Städte- und Gemeinde- oder Familienwappen. Es festzuhalten gilt, dass es im heraldischen Kontext keine herabwürdigenden Aussagen oder Blasonierungen (Wappendeutung) für Mohr oder Mohrin gibt. Im Gegenteil.
So gilt der Mohr als Symbol in der Heraldik für einen weit gereisten und weltoffenen Menschen, auch dargestellt in seiner Vielfalt mit Gesichtsmerkmalen, Gesten und Schmuckbeiwerk.
Der Mohr gilt als Schutzpatron und Verehrer von Maurtius aus Ägypten stammend gleichermaßen die Herkunft der Mauren (Mohren) auf ihre Streifzüge durch Europa hinweist.
Auch steht das Mohrmotiv als mahnendes Symbol für Unterdrückung gleichermaßen auch für die Verehrung von Heiligen und ihrer heldenhafter Taten.
Es bei den heiligen drei Königen in ihrem historischen und heraldischen Kontext um Melchior geht. Jener nach biblischen Quellen der König von Persien war, der dem Jesus Kind Gold als Geschenk brachte.
So gesehen ist der Mohr ein Symbol und ein Träger der Anerkennung für seine Taten sowie der Leiden im Lauf der Geschichte. Mit dieser Last müssen alle klar kommen. Mit einer Bilderschändung ist Geschichte nicht zu ändern. Sie geht allenfalls in die Geschichte ein.
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